Sein Lachen ist echt, hat etwas authentisch-charmantes: „Sei nicht erschrocken, Andrea. Es ist nicht aufgeräumt“, begrüßt sie Bill Michael Laux in einem alten, wohl seit dem Krieg nicht renovierten Treppenaufgang des Düsseldorfer Mehrfamilienhauses. Schon von außen lässt der knatschgelbe, mit Graffiti verschönte, eher sporadische Anstrich des Szenehauses auf der Kiefernstraße vermuten, dass hier drinnen nichts „Normales“ zu finden sein wird.
Wir begleiten Andrea Risto „zur Audienz“ bei Michael Laux in seinem Wohnatelier. Hier kann es nicht aufgeräumt sein. Er lebt und atmet seine Kunst, ist getrieben etwas fertig zustellen, hoch motiviert und immer besorgt Zeit zu verlieren. Unser Blick streift durch den Raum und entdeckt eher zufällig ein gekochtes Frühstücksei, ein Messer, ein Nutella-Glas. Alles auf einem Brettchen fein säuberlich sortiert. Hier inmitten von Pinseln, Farbtöpfen, Werkstoffen und anderen Materialien hat plötzlich alles seine Ordnung. Ein Stilleben, wie gemalt, auf keinen Fall verschwenderisch…. so ist die Welt von Michael Laux.
Es sind alte Ölfässer von Shell, Total oder Esso, nicht mehr brauchbare Parabolantennen oder einfach nur 5-Liter-Bierbüchsen aus den Fehlproduktionen der Brauereien. Manchmal sind es Edelstahlplatten vom Schrottplatz, hin und wieder auch für teures Geld hinzugekauft. Auch alte PET-Flaschen werden genutzt. Alles wird hier zur Kunst, wenn es auf Bill Michael trifft und mit Schweissgerät, Hammer, Pinsel, Klebstoff und Goldmetall bearbeitet wird.
Was durch seine Arbeit hierbei herauskommt füllt Räume. Seine besondere und lebendige Form von Kunst verändert sich mit den Sonnenstrahlen oder dem Scheinwerferspot. Durch Feuer und Licht entstehen spielerisch anmutende Schattenspiele.
Das faszinierende Resultat: nicht planbare, einzigartige Muster reflektieren an der Wand und auf dem Fußboden. In einem Schwung und ohne Abzusetzen, so entstehen die Muster mit dem Schweißbrenner, an denen sich das Auge nicht satt sehen mag. Eine kleine Unkonzentriertheit und das Material wäre perdu gewesen.
Viele Jahre hat er getestet, geübt, die Techniken verfeinert, Tag und Nacht gearbeitet …das Arbeiten hat der Künstler Laux nicht aufgehört. Seine Dreizimmerwohnung hat keinen freien Platz. Sie ist Werkstadt, Atelier, Schlafstelle, Rückzugsort. Und sie lädt uns zum Stöbern ein. Jedes künstlerisch geschweißte Blech, jedes Muster, jede Skulptur, jedes Bild und jedes Schmuckstück hat eine eigene Geschichte. War es im bisherigen Leben etwas anderes, hatte eine Funktionalität, war ölig, verschmiert, alt, vielleicht sogar wertlos. Jetzt wo es durch des Künstlers Hand gegangen ist, wird die Geschichte fortgesetzt, neu geschrieben.
So entsteht etwas Neues, ein neuer Auftritt, eine veränderte Identität. Das neue Objekt wird irgendwo einen Raum schöner, interessanter und weniger öde machen. Vielleicht einen Reizpunkt setzen, zum Nachdenken anregen, sicher sogar wertvoller sein. So lebt die Sache weiter, bleibt irgendwie lebendig und bekommt einen Sinn, ohne die eigene Vergangenheit zu verleugnen.
Unser Blick bleibt an einem Schrank hängen. Auf ihm sitzen ein paar lustige Gesellen. Ziemlich schäbige Burschen, abgewetzt, einige nur noch mit einem Glasauge. „Ich habe sie gerettet, irgendwo lagen sie im Sperrmüll oder schon in einer Tonnen rum, hatten ihren Dienst bei Kindern getan, genug Liebe und Trost gespendet. Ich konnte Sie nicht liegen lassen, jetzt werden sie von mir geliebt.“ Auch das ist Bill Michael Laux. „Irgendwo habe ich gelesen, dass sich Frauen, vor Männern die Stofftiere sammeln in Acht nehmen sollten“, schmunzelt er Andrea an. Sie lacht zurück. Der Wunschzettel der Dinge, die im Dezember bei Andrea Risto in Witzhelden ausgestellt werden, ist lang geworden. Und ihr Lieblingsstück ist auch schon dabei.
Bill Michael Laux (60 Jahre) gelernter Tischler, früher selbstständig als Innenbauer ist, gehört zu den Geheimtips der aktuellen Kunstscene. Weiterer tolle Arbeiten sehen Sie auf seiner Internetseite. Hier sehen auch weitere Exponate. Wir reservieren gerne für Sie.
Text & Fotos: Stephan Spital